Ein Feiertag mit tiefen Wurzeln: Was ist das Opferfest überhaupt?
Am 6. Juni 2025 ist es wieder so weit: Muslime auf der ganzen Welt begehen das Opferfest, im Arabischen auch „Eid al-Adha“ genannt. Es ist eines der beiden höchsten islamischen Feste – das andere ist das Fest des Fastenbrechens nach dem Ramadan. Doch während Letzteres das Ende einer entbehrungsreichen Zeit feiert, geht es beim Opferfest um Hingabe, Gehorsam und Solidarität.
Der Ursprung dieses Feiertags liegt tief in der religiösen Geschichte des Islam, aber auch des Judentums und Christentums: Im Mittelpunkt steht die Geschichte des Propheten Ibrahim (im Christentum: Abraham), der bereit war, seinen Sohn zu opfern, um Gott seine Treue zu beweisen.
Ein Blick zurück: Die Geschichte hinter dem Fest
Laut islamischer Überlieferung hatte Ibrahim einen Traum, in dem Gott ihn aufforderte, seinen Sohn zu opfern. Ohne zu zögern war er bereit, diesem göttlichen Befehl Folge zu leisten. Doch in letzter Sekunde griff ein Engel ein – und anstelle des Sohnes wurde ein Widder geopfert.
Diese Geschichte ist nicht nur ein zentraler Bestandteil des Islam, sondern auch ein symbolisches Zeugnis für absolutes Gottvertrauen. Bis heute erinnern sich Gläubige am Opferfest an diesen Moment des Glaubens und der Hingabe.
So wird gefeiert: Ablauf des Opferfests
Das Opferfest beginnt mit einem Festgebet am Morgen. Bereits in den frühen Stunden strömen Gläubige in Moscheen oder auf große Freiflächen, um gemeinsam zu beten. Nach dem Gebet folgt das eigentliche Opfer – ein Tier, meist ein Schaf, eine Ziege, eine Kuh oder ein Kamel, wird nach islamischem Ritus geschlachtet.
Doch Achtung: Die Schlachtung darf nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen:
- Das Tier muss gesund sein
- Die Schlachtung erfolgt halal (nach islamischen Regeln)
- Der Name Gottes wird dabei ausgesprochen
- Ein Drittel des Fleisches wird an Bedürftige verteilt
So wird aus dem Opferakt ein Akt der Gemeinnützigkeit und Solidarität. Denn: Niemand soll am Opferfest hungern – selbst diejenigen, die sich kein Fleisch leisten können, werden einbezogen.
Nicht nur ein religiöses, sondern auch ein soziales Ereignis
Das Fest dauert vier Tage und wird weltweit in über 50 muslimisch geprägten Ländern gefeiert – von Marokko bis Indonesien, von der Türkei bis Pakistan. Es ist eine Zeit für Familie, Freundschaft und Gemeinschaft.
Besuche bei Verwandten, festliche Mahlzeiten, Geschenke für Kinder und neue Kleidung gehören zum festen Bestandteil des Festes. Gleichzeitig nutzen viele Muslime diesen Anlass, um arme Menschen zu unterstützen, Spenden zu geben und bewusst zu teilen.
In vielen Regionen werden auch Opferpakete über Hilfsorganisationen verteilt – besonders in Krisengebieten oder ärmeren Ländern. Die Globalisierung des Festes zeigt sich also nicht nur in der geografischen Ausbreitung, sondern auch in seinem sozialen Anspruch.
Kritik und Diskussion: Zwischen Tradition und Tierschutz
Wie jedes religiöse Fest bleibt auch das Opferfest nicht frei von Diskussionen. Vor allem in westlichen Gesellschaften entbrennen regelmäßig Debatten rund um:
- Die Schlachtung von Tieren
- Hygienische Standards bei privaten Schlachtungen
- Die Symbolik des „Opfers“ im heutigen Kontext
- Das Spannungsfeld zwischen Religionsfreiheit und Tierschutz
In Deutschland etwa ist das Schächten ohne Betäubung gesetzlich verboten – Ausnahmen werden nur unter bestimmten Voraussetzungen gewährt. Diese rechtlichen Fragen werfen regelmäßig Schlagzeilen auf, gerade wenn das Fest näher rückt.
Doch für gläubige Muslime ist klar: Das Fest ist kein archaisches Ritual, sondern ein tief verwurzelter Teil ihres Glaubens. Für viele stellt es einen Akt des Gehorsams, der Spiritualität und der Barmherzigkeit dar – auch im Umgang mit Tieren und Mitmenschen.
Das Opferfest in Deutschland: Zwischen Integration und Identität
In deutschen Städten ist das Fest längst Teil des gesellschaftlichen Lebens. Während Kinder in manchen Bundesländern schulfrei bekommen, bieten viele Moscheegemeinden öffentliche Veranstaltungen und Gebete an, teilweise mit mehreren tausend Besuchern.
In Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder Köln wird Eid al-Adha nicht nur in Moscheen, sondern auch in Sporthallen, Stadien oder Parks gefeiert. Gleichzeitig wächst das Verständnis in der Mehrheitsgesellschaft – zumindest langsam.
Trotzdem: Viele Muslime empfinden es als Herausforderung, ihre religiösen Traditionen mit dem Alltag in einer säkularen Gesellschaft zu vereinen. Deshalb wird das Opferfest auch zur Frage der Identität: Wie sichtbar darf, soll oder muss Religion sein?
Fazit: Mehr als ein Schlachtfest – ein globales Zeichen der Hingabe
Eid al-Adha ist weit mehr als ein Fest mit religiösem Hintergrund. Es ist ein Ereignis, das spirituelle Tiefe, familiären Zusammenhalt und soziales Verantwortungsgefühl vereint. Der Gedanke, den eigenen Überfluss zu teilen, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Feier.
Am 6. Juni 2025 werden wieder Millionen Menschen auf der ganzen Welt innehalten, beten, teilen und feiern. In einer Zeit voller Konflikte und Spaltungen ist das Opferfest auch ein leiser Appell: für Mitgefühl, Verbundenheit und menschliche Größe.
Die Profina Deutschland wünscht allen Musliminnen und Muslimen ein gesegnetes Opferfest, viel Frieden im Herzen, Zeit mit der Familie und einen Tag voller Dankbarkeit. Eid Mubarak!