ZURÜCK

Christi Himmelfahrt erklärt: Und warum der Vatertag eigentlich gar keiner ist

Ein Feiertag mit Doppelfunktion

Donnerstag ist frei. In ganz Deutschland. Aber warum eigentlich? Für manche ist es ein religiöser Feiertag – Christi Himmelfahrt, 40 Tage nach Ostern. Für andere ist es der inoffizielle Tag des Bieres, an dem Männer mit Bollerwagen durch Wälder ziehen. Vatertag, sagen sie.

Doch was steckt wirklich hinter diesem doppelten Feiertag? Und wie wurde aus einem christlichen Ereignis eine volkstümliche Männertour mit alkoholischer Begleitmusik?

Himmelfahrt: Der stille Feiertag mit großer Bedeutung

Christi Himmelfahrt ist kein neumodischer Feiertag. Im Gegenteil: Seit dem 4. Jahrhundert wird dieser Tag in der christlichen Kirche gefeiert. Der Hintergrund ist theologisch eindeutig: Jesus Christus kehrt nach seiner Auferstehung in den Himmel zurück, so beschreibt es das Neue Testament. Damit endet sein irdisches Wirken – und der Weg ist frei für das Pfingstwunder.

Was für Gläubige ein bedeutungsvoller spiritueller Moment ist, verkommt heute vielerorts zum Randthema auf der Bierbank. Dabei ist Christi Himmelfahrt mehr als nur eine Fußnote im liturgischen Kalender – es ist ein Brückenschlag zwischen Ostern und Pfingsten, zwischen Tod, Auferstehung und der Geburt der Kirche.

Warum ist Christi Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag?

Deutschland gehört zu den wenigen Ländern in Europa, in denen Christi Himmelfahrt arbeitsfrei ist – und zwar bundesweit. Andere Länder, wie Österreich oder die Schweiz, haben den Tag zwar auch auf dem Kalender, aber mit unterschiedlichen Rechten und Bedeutungen.

Grund für den gesetzlichen Status ist die historisch starke Stellung der Kirchen in Deutschland und der Einfluss christlicher Traditionen auf das staatliche Recht. Seit der Weimarer Verfassung ist die Sonntags- und Feiertagsruhe gesetzlich geschützt – und das hat bis heute Bestand.

Der Vatertag: Ein Missverständnis mit Tradition

Und jetzt wird es spannend: Was hat der Vatertag eigentlich mit Christi Himmelfahrt zu tun?
Die kurze Antwort: Gar nichts.

Die lange Antwort führt ins Kaiserreich, genauer gesagt ins späte 19. Jahrhundert. In Berlin und Umgebung begannen Gruppen junger Männer, an Christi Himmelfahrt Ausflüge zu machen – mit Pferdekutsche, Picknickkorb und Bier. Der Name „Vatertag“ kam erst später ins Spiel, als dieser Brauch sich über das ganze Land verbreitete.

Ein kirchlicher Zusammenhang? Fehlanzeige. Auch international ist dieser „Vatertag“ ein Exot: Während in den USA oder Großbritannien der Father’s Day meist im Juni gefeiert wird – und tatsächlich als Ehrentag für Väter gilt – ist der deutsche Vatertag mehr eine Männerveranstaltung mit Hang zum Exzess.

Kein offizieller Ehrentag – aber gesellschaftlich akzeptiert

Kurios: Der Vatertag in Deutschland ist kein gesetzlicher Feiertag, wird aber bundesweit gefeiert, weil er mit Christi Himmelfahrt zusammenfällt. Eine rechtliche oder offizielle Anerkennung gibt es für ihn nicht – kein Beschluss, keine gesetzliche Definition. Und trotzdem: In vielen Betrieben wird an diesem Tag keine Mail beantwortet, kein Werkzeug angefasst.

Interessant ist auch: Wer keine Kinder hat, feiert trotzdem mit. Der Vatertag ist längst zu einem Männertag geworden, der mit dem eigentlichen Vatersein nicht mehr viel zu tun hat. Ein gesellschaftliches Phänomen, das zwischen Stammtisch, Tradition und Social Media inszeniert wird.

Zwischen Bollerwagen, Bier und Bekenntnis

Ein Bild, das sich jedes Jahr wiederholt: Männergruppen mit Bollerwagen, darin Kühlbox, Musikbox und jede Menge Gerstensaft. Die Strecken führen über Felder, durch Wälder, an Seen vorbei. Manchmal friedlich, manchmal ausufernd. Polizei und Rettungsdienste sind oft im Dauerstress.

Was aus religiöser Sicht ein stiller Feiertag ist, wird vielerorts zum lauten Ritual. Die Spannweite reicht von spirituellen Gottesdiensten am Morgen bis zu ausgelassenen Grillpartys am Nachmittag. Kritiker sprechen von einem Missbrauch eines kirchlichen Feiertags, Befürworter von gelebter Tradition und Volkskultur.

Ein Feiertag, zwei Wirklichkeiten

Christi Himmelfahrt und Vatertag zeigen, wie unterschiedlich ein Tag interpretiert werden kann. Für manche ist es ein Tag der Einkehr, des Glaubens und der Besinnung. Für andere eine Gelegenheit, mit Freunden durch die Natur zu ziehen und das Leben zu feiern – mit oder ohne Vaterrolle.

Was bleibt, ist eine gewisse Ambivalenz. Während Kirchenglocken läuten, klirren andernorts die Flaschen. Zwei Welten, die kaum unterschiedlicher sein könnten – und doch jedes Jahr am selben Tag zusammenfinden.

Die Rolle der Kirche: Beobachter oder Mahner?

Kirchliche Vertreter sind in der Bewertung dieses Phänomens gespalten. Einige sehen den Verlust religiöser Bedeutung mit Sorge. Andere betrachten den Tag als Chance: Inmitten von Party und Promille kann auch eine neue Form der Begegnung entstehen – zwischen Kirche und Gesellschaft, zwischen Glauben und Alltag.

In vielen Gemeinden gibt es deshalb Open-Air-Gottesdienste, Familienwanderungen oder spirituelle Impulse, die bewusst in die Feiertagsgestaltung integriert werden. Der Versuch, den religiösen Ursprung des Tages nicht ganz untergehen zu lassen – trotz Bollerwagen und Bierbank.

Wirtschaftlicher Faktor: Vatertag als Umsatz-Booster

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt: Der Vatertag ist auch ein wirtschaftlicher Treiber. Getränkemärkte, Supermärkte, Grillhersteller und die Gastronomie profitieren deutlich von dem jährlich wiederkehrenden Boom. Für viele Händler ist es der erste große Umsatz-Höhepunkt nach Ostern.

Auch in sozialen Medien hat der Tag längst seinen Platz gefunden: Unter Hashtags wie #Vatertag, #Männertour oder #Bollerwagen werden Bilder, Videos und Memes geteilt – und der Tag wird zur Marke.

Fazit: Ein Feiertag im Spagat zwischen Himmel und Hopfen

Christi Himmelfahrt bleibt ein fester Bestandteil des christlichen Kalenders – mit tiefer theologischer Bedeutung. Doch in Deutschland hat sich daraus ein zweiter Feiertag entwickelt: der Vatertag, ohne kirchliche Wurzeln, aber mit gesellschaftlichem Echo.

Ein Tag, zwei Deutungen – und jede Menge Gesprächsstoff. Zwischen Kirchenbank und Bollerwagen, Bibel und Bierflasche, bleibt eines sicher: Am Donnerstag wird gefeiert. Nur eben aus ganz unterschiedlichen Gründen.

news

Weitere Neuigkeiten

Sorglos Abgesichert:

Notfallordner smart gemanaged. Mit Experten an Ihrer Seite.

Bei Eintritt eines Notfalls haben Sie keine Sorgen um Ihre Dokumente, denn diese sind im Handumdrehen griffbereit und Sie können sofort handeln und bei Bedarf Ihren Berater alles managen lassen.

*1 Die Notfallordner-App befindet sich noch in Entwicklung. Sie werden benachrichtigt sobald diese veröffentlicht ist.

Search